Erstens kommt es anders…

ver-rückte Welt, humoreske Szenen von George Courteline

 

Inhalt: die Szenen

Musikalisch begleitet wird die Inszenierung von Klaviereinspielungen Bodo Reinkes, der die Musik eigens dafür im Stil der Stummfilmzeit komponiert hat.

Hortense leg dich hin
Ein Hausbesitzer will dringend die säumigen Mieter loswerden, der nächste Mieter steht schon vor der Tür. Womit er nicht gerechnet hat, – daß eine
Schwangerschaft die Kündigung verhindern kann. Aber da stimmt doch etwas nicht! 

Herr Badin
Ein Beamter wird vor den Direktor zitiert, leider gibt es derart viele Unglücksfälle in seiner Familie, sodaß er kaum zur Arbeit erscheinen kann.

Der Unfall
Ein Kavalier eilt einer Dame zu Hilfe und macht sich Hoffnungen, doch die Dame führt etwas im Schilde.

Der gutmütige Kommissar
Ein Kommissar nimmt die Warnung einer Frau vor einem Verrückten nicht ernst, er will nur wichtige Angelegenheiten behandeln und gerät in die Falle.

Großer Kummer
Die besten Freundinnen trösten einander in schweren Zeiten, verlieren dabei aber nicht die Leichtigkeit des Seins, aber wer betrügt hier wen?

Zum Tee bei Boulingrin
Ein Junggeselle will sich im Haushalt eines scheinbar netten Ehepaares ein ruhiges Plätzchen sichern.

Zum Stück

Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt….
Jeder will seine Schäfchen ins Trockene bringen. Aber wie soll man es anstellen? –  Es gibt Regeln und gesellschaftliche Vereinbarungen…. privat und beruflich. Doch leider läuft es nicht immer wie erwartet; nicht leicht, immer die Übersicht zu behalten! Was bleibt dann anderes übrig, als umzudenken, dabei das Gesicht nicht zu verlieren, auch wenn es dabei immer absurder zugeht!
Haben wir uns längst daran gewöhnt, den Irrsinn für Realität zu halten?
Ähnlichkeiten zu heutigen Personen können durchaus auftreten, sind aber nicht beabsichtigt.
Die Welt läßt sich nicht mehr einfach erklären, sie ist der Illusion der Vernunft beraubt. Nichts ist gewiß.

Aus „Der gutmütige Kommissar“

Floche: Nein. Ich habe den Schlüssel lieber bei mir. Ich werde Sie nämlich, weil Sie eine Amtsperson sind in ein göttliches Geheimnis einweihen, das nicht für jeden Blödmann geeignet ist, der gerade zufällig bei der Tür hereinkommt: Der Wind des Irrsinns, der sich überall verbreitet, entsteht durch das Missverständnis zwischen der Natur mit ihren Regeln und den Menschen, die die Regeln nicht befolgen und der Kluft zwischen den weisen Absichten auf der einen Seite und dem Widerstand auf der anderen.

Kommissar: Geben Sie mir sofort meinen Schlüssel, sonst rufe ich um Hilfe, renne die Tür ein und lasse Sie abgeschnürt wie eine Knackwurst ins Verhörzimmer abführen. Verstanden? 

aus „Großer Kummer“

Caroline: Ah diese Feiglinge! Ah diese Dummköpfe; diese Ehrlosen!

Gabrielle: Und genau diesen opfern wir alles: unsere Jugend, unsere Hoffnungen, unser Schamgefühl. Niemals, hörst Du, niemals werde ich das Fernand verzeihen! Mein Gott, wie ich leide! Ganz sicher werde ich einen Nervenanfall bekommen!

Caroline: (untröstlich) Ich bitte dich Gabrielle, keinen Anfall! Ich habe dir doch gesagt, daß ich ohne Haushaltshilfe bin !

 

Der Autor: Georges Courteline

Der französosche Schriftsteller Georges Courteline (1858 – 1929) steht mit seinen absurden, burlesken Farcen und Komödien in der Reihe der großen Meister des Lustspiels wie Feydeau und Labiche.

Wenn wir bei anderen alles tolerieren würden, was wir uns selbst erlauben, das Leben wäre unerträglich.“ (Courteline)

Courteline nimmt das Bürgertum seiner Zeit auf die Schippe, läßt seine Figuren als Heuchler, Schlawiner, Faulpelze, Feiglinge und Angeber agieren, die sich in ihrer Eitelkeit verheddern und dabei unbewußt, kritisch und dennoch vergnüglich die gängigen Gesellschaftsnormen in Frage stellen. Mit ihrer ver-rückten Wahrnehmung stellen sie die Realität auf den Kopf.

Übersetzung und Bearbeitung von Marie-Dominique Vernhes, Bernadette Süthold und Gabriele Weng nach der Ausgabe: Georges Courteline, „Théâtre“, Éditeur Flammarion, Paris.