Rezensionen

Die Auswärtige Presse 

von Michael Buschow

Genet hat…..„DIE ZOFEN“ (als) ein krudes Spiel über Liebe, Hass und Klassengesellschaft entworfen, das Gabriele Weng nun in Hamburg inszeniert hat.

Die an Sadomasochismus grenzenden und immer wiederkehrenden devotistischen Rollenspielchen der Schwestern/Zofen Claire (Doris Maria Kaiser) und Solange (Andrea Bergmann),  haben nur ein Übungsziel: Am Ende muß die verhaßte „Gnädige Frau“ (Heidrun Fiedler), die alles für sie beide Unerreichbare besitzt wie  Schönheit, Jugend, Eleganz, Geld und Macht – sterben. Und zwar durch die Hand der Schwestern. Der Tod der Madame, so denken sie, wäre dann der Befreiungsschlag aus ihrer Unterdrückung und Abhängigkeit  und das spielen sie mit immer wieder neu verteilten Rollen bis zum Exzess durch.

In einer minimalistisch gestalteten Dekoration und im Rund dicht umzingelt von den Theatergängern (einer bühnenlosen Vorstellung!) müssen sich Schauspieler und Gäste wie in einer Aufwärmphase  erst aneinander gewöhnen, sich sozusagen eintakten……..

Kaiser und Bergmann stehen großartig die eineinhalb Stunden Spiel und die ungeheure Textfülle inclusive Körpereinsatz durch. Wahre Profis! Die  junge „Gnädige Frau“ Heidrun Fiedler ist ganz das Dämchen, das sie sein soll. Ihrem Stande angemessen leicht arrogant,  manchmal ein kleines bißchen generös und in ihren eigenen Augen vermeintlich nett zu den Angestellten…….

Summa: Anspruchsvoller Stoff auf der „Bühne“ – erfolgreich inszeniert und wahrlich erspielt…. Chapeau, dem Ensemble!

Hans Peter Kurr

‚Godot‘, Hamburger Theatermagazin

….Er (Genet), hält unserer verzerrten Welt einen noch verzerrteren Spiegel entgegen, worin alles martialisch verdreht oder kolossal grotesk auf dem Kopf steht. Die Figuren Solange und Claire in ihrer Beziehung einerseits zueinander und zu ihrer „Gnädigen Frau“ andererseits werden mit 
 
dringlichem Raffinement und muntergrausiger Übersteigerung deutlich gemacht…. gerade der Alterstausch der drei handelnden Figuren, deren Psychogramme wir hier kennenlernen, (ist) recht schlüssig ..: Andrea Bergmann als Solange und Doris Maria Kaiser als Claire sind hier „die Alten“, Heidrun Fiedler die Jüngere, konträr zu Genets ursprünglicher Intention….Bei Gabriele Weng und ihrem starken weiblichen Team geht der Versuch jedenfalls erfreulich auf…Ein wirklich bedeutsamer Theaterabend.